Die Redaktion stellt sich vor:

 

Hety Büchte

 

Füllhorn:
Du bist ja, liebe Hety, in Soest und Umgebung nicht gerade unbekannt!

 

Hety Büchte:

Nun, ich bin ja schließlich in dieser wunderschönen mittelalterlichen Stadt nicht nur einige Jahre zur Schule gegangen! Sehr gern erinnere mich daran, wie wir Schülerinnen uns mit unserem knapp bemessenen Taschengeld im damaligen Cafe Brechtmann – ganz Damen von Welt – eine Coca Cola leisteten und manchmal auch – verbotenerweise – eine Zigarette rauchten. Später lockte mich das Hobby Tanzen mit meinem Mann viele Jahre in die Tanzschule Ilgen – die älteren Soester werden sie kennen und sicher auch die legendäre Frau Ilgen. Da entstehen Freundschaften, die ein Leben lang halten.

Füllhorn: Aber Du bist nicht innerhalb des Walles groß geworden?


Hety Büchte:
Das muss man auch nicht, um Soest zu lieben! Über 55 Jahre wohnte ich mit meiner Familie in Oberense. Dieses kleine Dorf (nur ca. 250 Einwohner) zeichnet sich aus durch eine bemerkenswerte Gemeinschaft, die mich auch in schweren Zeiten getragen hat, als mein Mann vor acht Jahren starb. Unsere Kinder haben längst „das Weite“ gesucht und gefunden. Nach reiflicher Überlegung entschied ich mich, unser Haus zu verkaufen und sah mich nach einer Wohnung in Soest um. Am Ende ist es dann doch nicht die heimliche Hauptstadt Westfalens selbst geworden: Seit anderthalb Jahren wohne ich in Bad Sassendorf und fühle mich auch dort sehr wohl.

Füllhorn:
Und wie kam es zu Deiner langjährigen Mitarbeit in der Redaktion?

 

Hety Büchte:
Kurz vor meinem Eintritt in den Ruhestand überlegte ich mit meinem Mann, wie es nun weitergehen könnte, mit meiner Energie und dem Willen, nicht zu rasten, um nicht zu rosten. Dann hörte ich vom Füllhorn, nahm Kontakt auf mit den Redaktionsmitgliedern, und seitdem gibt es die Rubrik „Hetys Computerecke“. Es war mir sowohl beruflich aber auch privat immer klar, dass wir alle nicht umhinkommen, den digitalen Wandel mitzumachen. Ich hatte und habe auch heute noch das Ziel, vor allem Älteren die Barrieren „wegzuräumen“, die sie daran hindern, sich der neuen Medien zu bedienen und sie entsprechend zu nutzen.


Füllhorn:
Und das ist Dir offenbar gelungen. Wie wir aus den Rückmeldungen an die Redaktion vielfach zu hören bekommen, werden deine Tipps in „Hetys Computerecke“ von vielen gern gelesen und im Umgang mit Smartphone, Tablet oder PC umgesetzt.

 

Hety Büchte:
Ja, es freut mich sehr, wenn ich unterwegs in Soest manchmal zu meinen Artikeln angesprochen werde. Das bestätigt mich darin, dass es richtig war, meine beruflichen Erfahrungen nun im (Un-)Ruhestand vor allem an die Senioren/Innen weiterzugeben, denen die Kinder oder gar Enkel „immer viel zu schnell und ungeduldig“ sind, wenn es darum geht, die digitalen Techniken zu begreifen und anzuwenden.

 

Füllhorn:
Du schöpfst also – neben der von Dir übernommenen Aufgabe, das gesamte Layout der Beiträge für den Druck der Hefte zu fertigen – in Deiner Computer-Rubrik aus den Erfahrungen, die Du beruflich gesammelt hast?

 

Hety Büchte:
Einerseits ja, aber ich selbst lerne ja auch immer noch was Neues dazu! Angefangen hat alles Mitte der achtziger Jahre. Damals drängten die ersten Personal-Computer auf den Markt. Mich hat diese neue Technologie von Anfang an begeistert und interessiert. Nach einigen Jahren beruflicher Erfahrung mit Soft- und Hardware begann ich, Ende der Achtziger Jahre, Seminare zum Umgang mit diesen Medien zu entwickeln und durchzuführen. Für alle Anwender war das absolutes Neuland, und oft genug war die Thematik zu abstakt für sie, sie hatte nichts mit der Welt zu tun, in der sie heimisch waren. So war es mein Bestreben, mein Wissen in ihrer Sprache weiterzugeben, gewürzt mit Beispielen aus ihrem Alltag. Zu der Zeit habe ich mit den Teilnehmern im Seminar sogar oft einen PC auseinandergebaut, um ihnen verständlich zu machen, wie ihre Tastatureingaben weiterverarbeitet werden. Dass diese Vorgehensweise richtig war, wurde mir oft bestätigt und hat mir den Mut gegeben, im Füllhorn „Hetys Computerecke“ zu eröffnen.


Füllhorn:
Und wie geht es weiter mit dieser Rubrik? Was werden wir in kommenden Füllhorn-Ausgaben von Dir zu lesen bekommen?


Hety Büchte:
Das weiß ich selbst noch nicht so genau. Ich versuche immer, meinen Wissensstand „up to date“ zu halten, Wissenswertes von Vernachlässigbarem zu unterscheiden, dann die Füllhornleser und -leserinnen über Wichtiges zu informieren und ihnen zu erklären, was das bedeutet. Ich finde, man darf sich nicht von den neuen Medien abschrecken lassen oder sie meiden, weil man meint, das brauche man nicht! Die Zeit und damit auch die Informations-Technologie schreitet einfach voran, ob wir das wollen oder nicht! Und nur von dem, was ich kenne, kann ich seinen Wert für mich beurteilen und vor diesem Hintergrund bewusst ablehnen oder auch nicht!


Füllhorn:
Eigentlich bereits ein gelungenes Schlusswort, liebe Hety! Aber wir hätten doch noch gerne gewusst, mit welchem Lebensmotto man den Herbst des Lebens auch an weniger guten Tagen so positiv angehen kann, wie wir es bei Dir Woche für Woche in den Redaktionssitzungen erleben dürfen.

 

Hety Büchte:
Ich lebe heute nach dem Zitat von Heinrich Heine: „Alle kräftigen Menschen lieben das Leben!“

 




 

Ludmilla Dümichen

 

Füllhorn:
Du hast hier, liebe Milla, mit deiner deutschstämmigen Mutter nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1992 eine neue Heimat gefunden. Als Vierzigjährige ohne deutsche Sprachkenntnis hierhergekommen, erzählst du heute im Füllhorn und in deinen Büchern bewegende Geschichten aus deinem Leben in zwei Welten auf Deutsch, als sei es deine Muttersprache. Wie ist so etwas möglich?

 

Milla Dümichen:
Es gab viele Gründe dafür. Es war mir wichtig, mich in meiner neuen Heimat zuhause zu fühlen, dort Freunde zu haben, mit denen ich lachen, feiern und diskutieren kann. Ich suchte den Kontakt zu den Menschen, obwohl mein Deutsch mich anfangs oft in kuriose Situationen brachte. Aber Geduld und Selbstinitiative haben sich vielfach ausgezahlt. Heute habe ich sehr viele Freunde und zahlreiche Bekannte, worüber ich sehr stolz bin. Natürlich ist mein Deutsch von "perfekt" weit entfernt. Aber mein Mann, meine Enkelkinder und solche guten Freunde wie du, lieber Rudolf, helfen mir, mein Deutsch zu verbessern.

 


Füllhorn
:
Es war sicher nicht einfach für dich, sich hier einzuleben?

 

Milla Dümichen:
Ohne Sprachkenntnisse ist es in einem fremden Land sehr
schwer, zurecht zu kommen. Einen Job zu finden, von dem man auch leben kann, ist Glücksache. Ich hatte in unserem ersten Wohnort in einer Lebensmittelfabrik angefangen in der Hoffnung, die deutsche Sprache zu erlernen. Dort wurde allerdings mehr Afrikanisch, Türkisch, Bulgarisch oder gar Vietnamesisch gesprochen als Deutsch. Dann arbeitete ich in einem Altenpflege-Heim und als Reinigungskraft in Schulen. Als ich bei meinen Kämpfen mit der deutschen Sprache bemerkte, dass ausgefallene Wortschöpfungen oder z. B. Wortdreher wie „Futterhunde“ statt „Hundefutter“ auf einem von mir beschriebenen Bedarfszettel im Pflegeheim als lustig empfunden wurden, hörte ich auf, mich dafür zu schämen und überwand meine Ängste, deutsch zu sprechen Ich habe immer noch meinen Akzent, der meine Herkunft verrät. Aber noch nie hatte ich das Gefühl, deswegen abgelehnt zu werden. So wurde ich sogar mutig, meinen neuen Beruf "Kosmetikerin und med. Fußpflegerin" als Selbständige zu praktizieren.

 

Füllhorn:
Und wie bist du zum Schreiben und zum Füllhorn gekommen?

 

Milla Dümichen:
Meine ersten Schreibversuche liegen ca. 6 bis 7 Jahre zurück.
Nach dem Öffnen der vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion streng geheim gehaltenen Archive hatte meine Mutter nach mehr als 70 Jahren endlich erfahren, was mit ihrer ersten Liebe, dem Vater ihrer Tochter, meiner Halbschwester, nach seinem spurlosen Verschwinden passiert war, und warum sie Jahrzehnte nichts von ihm hören konnte. Plötzlich flossen ihre Erinnerungen in Strömen. Ich schrieb viele ihrer Erzählungen auf und las sie ihr vor. Diese Versuche waren sehr unbeholfen, berührten meine Mutter aber sehr, sicher auch, weil sie in ihrer deutschen Sprache verfasst waren.

 

Füllhorn:
Es waren also diese Geschichten die deine Schreiblust geweckt haben?

 

Milla Dümichen:
Ja, ich fand Freude daran, wollte unbedingt besser werden und entschied mich, mich in einer Schreib-Werkstatt mitzumachen. Diese Erfahrung gab mir den Mut, mich bei der Füllhornredaktion zu melden. Mein Mann hatte den Aufruf gelesen, in dem die Redaktion ehrenamtliche Mitstreiter suchte. Nach dem Motto "Du schaffst das!" stellte ich mich an einem Donnerstagmorgen mit einigen Texten bewaffnet dort vor. Das war genau heute vor fünf Jahren. Inzwischen kann ich mir keine schönere Beschäftigung und keine besseren Freunde und Kollegen vorstellen.

 

Füllhorn:
In Deinen Geschichten dreht sich viel um das Leben Deiner Mutter und was sie Dir gegeben hat.

 

Milla Dümichen:
Weil ich neben der Liebe zu ihr auch eine so große Hochachtung vor ihrer Lebensleistung habe. Da ist es mir eine ganz besondere Freude, dass sie nach den schweren Jahren des Leidens deutschstämmiger Männer und Frauen in der Nachkriegs-Sowjetunion, nach den Verbannungen und Lageraufenthalten, noch drei Jahrzehnte ihres über neunzigjährigen Lebens hier in ihrem Sehnsuchtsland sein durfte. Sie war eine starke Frau, und mir ist klargeworden, dass ich es mir nicht verzeihen könnte, keinen Roman über das sehr bewegte Leben meiner Mutter zu schreiben und zu veröffentlichen. Dieses Buch über meine Mutter ist in Arbeit.

 

Füllhorn:
Nachdem Du gerade Dein zweites Buch mit Kurzgeschichten veröffentlicht hast.

 

Milla Dümichen:
Ich muss gestehen, ich bin schon etwas stolz auf diese beiden Bücher. Nach der Devise, dass die schönsten Geschichten das Leben schreibt,
finden sich darin mal lustige, mal traurige, aber immer wahre Geschichten, so wie das Leben eben ist! Und die vielen positiven Rückmeldungen, die ich bekomme, ermutigen mich, weiter zu schreiben.

 

Füllhorn:
Wir in der Füllhorn-Redaktion spüren, dass Du mit ganzem Herzen in Deutschland angekommen bist, ohne zu vergessen, woher Du kommst. Was kannst Du Deinen Landsleuten raten, die mit ihrem Schicksal nicht so positiv umgehen wie Du.

 

Milla Dümichen:
Schicksal ist eine höhere Macht, die unser aller Leben beeinflusst. Ich bin überzeugt, man kann das Schicksal in die Hand nehmen. Jeder Mensch hat die Möglichkeit, seine Lebensumstände zu ändern. Er muss nur wollen. In letzter Zeit berichten unsere Medien viel über Russlanddeutsche. Von Kohls Lieblingen seien sie zu Wählern geworden, die braunen Rattenfängern hinterherlaufen! Kanzler Kohl waren sie für die Aufnahme in ihre historische Heimat dankbar. Inzwischen jammern viele Russlanddeutsche auf hohem, wenn nicht sogar auf sehr hohem Niveau, verglichen mit dem in Russland. Und viele beklagen sich, nicht alles so vorgefunden zu haben, wie sie es erwartet haben. Das macht sie empfänglich für die geschürte Angst populistischer Parolen. Dagegen würde eine realistische Einschätzung des eigenen Schicksals schon helfen. Ich bin 1992 aus Abchasien nach Deutschland gekommen, in letztem Moment lebend dem Bürgerkrieg entkommen. Wenn ich es damals nicht geschafft hätte aus dem Land aus reisen ... das möchte ich mir gar nicht vorstellen. In Deutschland habe ich wieder eine Heimat gefunden. Es ist mein Zuhause, damit ist doch alles gesagt, oder?

 


 

 

Hans-Werner Gierhake

 

Füllhorn:
Eigentlich muss man dich in Soest gar nicht vorstellen, Hans-Werner. Wenn man mit dir durch die Gassen und Plätze unserer schönen Stadt geht, kommst du ja aus dem Grüßen kaum heraus!

H.-W. Gierhake:
Das mag daran liegen, dass es mich schon vor fast 40 Jahren beruflich nach Soest verschlagen hat. Da kennt man schon den einen oder anderen hier. Als Anfang 1978 dann meine Familie nachkam, wurde Soest schnell auch zur Heimat für meine Frau und die Kinder. Und natürlich schadet es dem Bekanntheitsgrad in einer Kleinstadt nicht, wenn man sich als Bürger dort engagiert, wie z.B. beim I-Treff[1] oder beim Soester-Film-Klub. Oder wenn man sich politisch eingemischt hat, was ich für die SPD im Rat der Stadt gerne getan habe.

Füllhorn:
Und wie hat es dich zum Füllhorn verschlagen? Ein ehemaliger Beamter des höheren bautechnischen Verwaltungsdienstes als schreibender Redakteur – schließt sich das nicht eher aus?

H.-W. Gierhake:
Ja, ja, die üblichen Vorurteile! Aber ganz so falsch ist diese Frage auch wieder nicht. Es war anfangs nicht das Schreiben, das mich reizte. Es war die Umstellung des Füllhornmanuskriptes von der Schreibmaschine zum Computer, die mich in die Redaktion brachte. Man brauchte jemanden, der die Füllhorntexte für die Druckvorlage digitalisierte. Das war etwas für mich – so bin ich zum Füllhorn gestoßen.

Füllhorn:
Aber jetzt schreibst du doch auch fleißig mit?

 

H.-W. Gierhake:
Ja, das hat sich so ergeben. Musste ich mich beruflich als Leser wie auch als Schreibender allzu oft mit langatmigem Verwaltungsdeutsch befassen, fand der Ingenieur in mir beim Füllhorn mehr und mehr Spaß daran, Einfälle sprachlich auf Information und Gehalt hin zu „drechseln“. So wie ich auch bei meinem Film- und Fotografen-Hobby alles Mögliche ausprobiere, bis ich mit dem Produkt weitgehend zufrieden bin.

Füllhorn:
Und wonach suchst du dir aus, worüber du schreibst?

 H.-W. Gierhake:
Da gibt es kein klares Raster. Es kommt so, wie es kommt. Technisches Funktionieren verständlich zu machen, ist mir ein Anliegen. Ich halte auch gerne fest, was mir auf meinen Reisen besonders aufgefallen ist.

Als dann Wolfgang Hoffmann in der Redaktionsarbeit um Entlastung bat, habe ich die Pflege der Rätselseite übernommen und ihr ein eigenes Gesicht gegeben. Gerne begleite ich auch das Jägerken bei seinen Gängen durch die Stadt und dabei, wie es denjenigen unter uns, die heute auf hohem Niveau jammern, den Spiegel der Vergangenheit vorhält.

Füllhorn:
Da wird verständlich, dass man dir nachsagt, du habest mal behauptet: Das Füllhorn machen ist eigentlich noch schöner, als es zu lesen!

 H.-W. Gierhake:
Das habe ich tatsächlich mal so ähnlich gesagt, es aber eher auf den Geist unserer Redaktionssitzungen bezogen. Als inzwischen Dienstältester in unserer wöchentlichen Donnerstag-Runde erlaube ich mir die Bemerkung, dass mir die gemeinsame Arbeit in freundschaftlicher und wertschätzender Atmosphäre, das Sichten der Beiträge und das Ringen um immer wieder neues Lesevergnügen für unsere Abnehmer ein lieb gewonnener Jungbrunnen ist.


 

 

Hannelore Johänning

 

Füllhorn:
Wie lange, liebe Hannelore, schreibst Du denn schon beim Füllhorn mit?

 

Hannelore Johänning:
Mittlerweile ist es mir schon über zehn Jahre vergönnt, dem Füllhorn-Redaktions-Team aktiv anzugehören
.

 

Füllhorn:
Eine Soesterin bist Du ja auch schon lange. Wenn auch nicht gebürtig, was für viele „echte“ Soester eigentlich sein muss, um sich als ein solcher bezeichnen zu dürfen. Woher und warum hat es Dich hierher verschlagen?

 

Hannelore Johänning:
Geboren bin ich in Berlin. Aber wie die ganze Kriegskinder-Generation, wurde auch ich mit Eltern und Geschwistern wider Willen zu Nomaden. Dann dauerte das berufliche Orientieren und Fußfassen noch mal Jahre, ehe das bestätigende Gefühl, angekommen zu sein, sich manifestierte. Inzwischen lebe ich seit 1977 in Soest, fühle mich als Soesterin und wusste schon recht bald: „Ja, in Soest will ich begraben sein!“

 

Füllhorn:
Wie bist Du eigentlich zum Schreiben gekommen? Und was reizt Dich besonders, es sprachlich zu gestalten und festzuhalten?

 

Hannelore Johänning:
Die Magie der Buchstaben! Zauberlinge sind sie für mich, seit ich buchstabieren kann. Meine ich, etwas mit ihnen zu machen, machen sie nicht selten was mit mir. Zum Selbstschreiben angeregt hat mich ständiges Lesen. Zunächst quer Beet, dann aber wurde die Bücherwahl bald gezielter und kritischer. Schreiben war mir schon in der Schule Spaß und Freude. Die VHS Soest bot Schreibwerkstatt-Kurse an. Etwa zwanzig Jahre war ich interessierte Schülerin. Die „Hausaufgaben“, die es zu erledigen galt und das Vergleichen der Texte mit den anderen Kursteilnehmern, vor allem aber konstruktive Sach-Kritik, haben mich geschult. Mit Worten malen, Worte spleißen, neue kreieren, das macht zufrieden.

 

Füllhorn:
Wer das Füllhorn regelmäßig liest, der würde Deine kleinen Geschichten auch dann erkennen, wenn Dein Name nicht darunter stünde. Kannst Du Menschen, die auch gern schreiben würden, es sich aber nicht so recht zutrauen, einige Tipps für eigene Versuche geben? Orientierungen im Gebrauch der Sprache, die Dir helfen, einen Text so gefällig und lesefreundlich zu gestalten, wie es Dir immer wieder gelingt?

 

Hannelore Johänning:
Lesen! Lesen! Lesen! Anspruchsvolle Literatur. Kritisch! Soll heißen hinterfragen: Wie schreibt der/die Autor/in? In der Ich-Form oder der dritten Person? Welche Zeitform wählen sie: Vergangenheit oder Verlaufs­form? Tempus-Wechsel ist zum Beispiel auch ein Stilmittel. Ein Konzept sollte im Kopf schon halbwegs existieren. Bietet sich Gelegenheit, an entsprechenden Kursen teilnehmen. Bei allem Respekt vor Kunst und Können: Kunst hat auch immer etwas mit Handwerk zu tun, das sich meist mit Fleiß und Übung erlernen lässt.

 

Füllhorn:
Auch Deine lyrischen Texte überraschen immer wieder in ihrer Prägnanz, ihren eindrucksvollen Wortschöpfungen und ihrem klaren Versmaß – egal, ob gereimt oder in Freien Rhythmen. Wann entscheidest Du Dich für Verse, um einen Einfall in Worte zu fassen?

 

Hannelore Johänning:
Oft ist es ein Spontanentschluss. Das Thema bestimmt meist die Form. Das Gedachte muss sich auch zum prägnanten Vermitteln eignen. Grundsätzlich bemühe ich mich beim Schreiben um den in Schultagen gelernten Satz: Kurz und bündig. Wünschenswert sind Leser, die genau lesen.

 

Füllhorn:
Was ist Dir dabei wichtig, wenn Du etwas lyrisch ausdrücken und zu Papier bringen möchtest?

 

Hannelore Johänning:
Zweifellos das Thema. Manchmal taugt die lyrische Form einfach besser, um vermeintlich Wichtiges oder Stimmungen eingängig oder gefühlvoll auszudrücken. Grundsätzlich gilt: Lässt Pegasus sich sattel- und zügellos reiten, gefallen Hörern und Lesern die wortgemalten Geschichten, ist das Autorenglück eigentlich vollkommen.


 

 

Rudolf Köster

 

Füllhorn:
„Wir freuen uns, Rudolf, dass Du bei uns mitarbeiten willst! Sicher hast Du im Weihnachts-Füllhorn unseren Aufruf gelesen, dass uns neue Gesichter in der Redaktion herzlich willkommen sind, oder?

Rudolf Köster:
„Nein, ich muss gestehen, als Soester Neubürger war mir das Füllhorn bisher noch nicht aufgefallen. Ludmilla Dümichen, die ich vom Autorenstammtisch in Markus Bücherkiste her kenne, hat mich eingeladen, doch mal ganz unverbindlich vorbeizuschauen!“

Füllhorn:
„Wie neu bist Du denn in Soest – und was hat Dich hierher verschlagen?“

 

Rudolf Köster:
„Meine Frau und ich sind seit Januar 2014 Neu-Soester – aber das mit Herz und Seele! Nach 20 Jahren als Lehrer (Deutsch und Sport) im wahrsten Sinne „vor Ort“  (Bochum und Gelsenkirchen-Schalke) habe ich 20 weitere Jahre Aufgaben in der Schulaufsicht bei der Bezirksregierung in Arnsberg übernommen. Und wer Arnsberg kennt …“ (kurze Pause, dann Neubeginn) „Nimmt es da noch Wunder, dass wir den Ruhestand lieber in Westfalens heimlicher Hauptstadt verbringen wollen?“

 

Füllhorn:
„Es hat Euch nicht zurück in den Pott gezogen?“

 

Rudolf Köster:
„Natürlich schlägt das Herz noch immer für den Kohlenpott. Datt iss un bleipt ehm Haimat! Es sind nicht nur die Freunde dort, sondern einfach die Menschen, die Sprache, der VfL, der BVB und Schalke! Issja aunich weit wech vonn Soost, un datt Schönzte an all die annern Gegenden in Deutschland sinnja die Autobahnen vonn da im Ruhrgebiet rein, weizze!

 

Füllhorn:
Und warum gerade Soest?

 

Rudolf Köster:
Schon von Arnsberg aus hat es uns oft in die „Symphonie in Grünsandstein“ gezogen, wie man Soest zu Recht nennt. Der Wall um den fast noch mittelalterlichen Stadtkern, das kulturelle Leben und die vielfältige Gastronomie. Überhaupt: Die Lebendigkeit in der Stadt, auch durch die vielen jungen Leute im Gefolge der Fachhochschule. Und dann die Börde mit den altersgerechten Fahrradwegen. Ach … ich könnte ins Schwärmen geraten!“

 

Füllhorn:
Und was reizt Dich am Schreiben?

 

Rudolf Köster:
S
chon als Schüler habe ich gerne geschrieben, und auch schon damals vorzugsweise gereimt. Verschlungen habe ich erst Wilhelm Busch, dann Heinz Erhardt, Eugen Roth, Erich Kästner, Ringelnatz, Tucholski, … all die Großen der Kleinkunst. Das war was für mich. Das wollte ich auch können. Also habe ich mich daran gemacht, ihnen nachzueifern. Doch mit Studium und Beruf war dann weitgehend Schluss damit – anderes wurde wichtiger und die Zeit fehlte. Aber als Pensionär habe ich das alte Hobby wieder aufgreifen können, und so sind inzwischen über ein halbes Tausend gereimte Betrachtungen über all die Ungereimtheiten um uns herum entstanden.

 

Füllhorn:
Kann man das irgend­wo nachlesen?

 

Rudolf Köster:
Nein, diese Verse existieren nur in kleinster Auflage für den Familien- und Freundeskreis. Aber ich freue mich darüber, dass mir die Redaktion des Füllhorn eine regelmäßige Kolumne im Füllhorn angeboten hat, in der dann einiges davon an die Öffentlichkeit gelangen kann.

 


 

 

 

Inge Thomas

 

Füllhorn: Das Füllhorn freut sich über ein neues Gesicht in der Redaktion, liebe Inge!Natürlich interessiert unsere Leser besonders, welche Beziehung Du, liebe Inge, zur heimlichen Hauptstadt Westfalens hast:

 

Inge Thomas: Soest kannte ich nur von einem Besuch mit Freunden, und das ist schon eine Weile her. Gelebt habe ich 30 Jahre in Hadamar. Das ist ein kleines hübsches Städtchen in der Nähe von Limburg an der Lahn Wir hatten da ein Haus mit schönem Garten. Aber die Arbeit in Haus und Garten ist uns doch ein bisschen viel geworden. Also haben wir darüber nachgedacht, wie unser letzter Lebensabschnitt aussehen soll. Es sollte in Richtung Essen gehen, wo unsere besten Freunde wohnen. Wir sind dann mit unserem Wohnmobil durch das Münsterland getourt und irgendwann sind wir in Soest gelandet. lm Lamäng haben wir zu Mittag gegessen. Beim Blick über den wunderschönen Marktplatz kam mir dann der Gedanke: „Hier könnte ich gut leben“. Aus dem Gedanken wurde ein Entschluss und so verkauften wir unser Haus und wohnen nun nach einem kurzen Intermezzo in Soest in Bad Sassendorf. Aber auch Soest ist eine heimliche Liebe geblieben.

 

Füllhorn: Du bist über einen sehr ungewöhnlichen Weg zur Redaktion gestoßen. Die redaktionelle Mitarbeit hat sich aus einem ganz anderen Hilfsangebot von Dir ergeben. Wie war das eigentlich?

 

Inge Thomas: Bei „Latschen und Tratschen am Dienstag“ bekam ich zum ersten Mal das Füllhorn in die Hand und las davon, dass Helfer zum Verteilen gesucht werden. Als Ansprechpartnerin wurde mir im Seniorenbüro Hety Büchte genannt, mit der ich mich zu einem Termin im Eissalon Venezia in Bad Sassendorf verabredete. Sympathie war von meiner Seite gleich da, und als Hety mich fragte, ob ich mir vorstellen könnte, auch in der Redaktion mitzuarbeiten, habe ich gerne zugesagt.

 

Füllhorn: Als wir Dich dann aufgrund dieses Angebotes zum Kennenlernen in die Redaktion luden, haben wir einhellig festgestellt, dass Du gut zu uns passt und dann nachgefragt, ob Du als Einstieg bei uns ein Rezept für das Weihnachts-Menü beisteuern möchtest. Dein spontanes „Ja, gerne!“ hat uns gezeigt, dass wir damit richtig lagen. Was hat Dich zu dieser Zusage bewogen?

 

Inge Thomas: Fürs Altenteil fühle ich mich einfach noch zu jung. Ich empfand das Angebot als eine reizvolle Herausforderung. Und als begeisterte Köchin freue ich mich darauf, Menü-Rezepte über das Füllhorn weitergeben zu können.

 

Füllhorn: Dabei muss es ja nicht bleiben. Keiner von uns ist auf eine Textsorte festgelegt. Wir alle haben ja schon von Jugend an geschrieben: in der Schule, dann beruflich oder in persönlichen Briefen. Manche führen ein Tagebuch oder betätigen sich als Hobbyschriftsteller. Wie war das denn bisher bei Dir?

 

Inge Thomas: Mit dem Schreiben hatte ich bis jetzt wenig zu tun, aber man kann ja bekanntlich auch im Alter noch dazu lernen, und das reizt mich auch. Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, ab und zu einen kleinen Reisebericht zu schreiben. Wir sind mit unserem Wohnmobil viel unterwegs, meist in Deutschland oder dem nahen Ausland.

 

Füllhorn: Da sind wir gespannt, was auf uns und die Leser zukommen mag. Herzlich willkommen in der Redaktion, liebe Inge!

 

 


 

Eva von Kleist

 

Eva von Kleist hat sich – so haben wir sie gleich von Anfang an wahrgenommen – bei ihrer Pensionierung wohl nicht vorstellen können, von nun an nicht mehr geistig gefordert zu sein. Es wäre ihr sicher wesensfremd, sich darauf zu beschränken, die Hände in den Schoß zu legen und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen. Seit einigen Wochen ist sie nun voller Energie bei unseren wöchentlichen Treffen dabei.

 

Füllhorn: Trifft das einleitend oben über Dich Gesagte zu, liebe Eva?  

 

Eva von Kleist: Ich hätte es selbst kaum besser formulieren können. Tatsächlich habe ich die Möglichkeiten, etwas zu gestalten und anschließend zu präsentieren, egal, ob in Text- oder Bildform, stets als persönliche Bereicherung wahrgenommen. Beides, die Produktion und Präsentation, boten sich mir an der Kunstakademie in der Filmklasse, wo ich als junge Lehrerin für Deutsch und Sozialwissenschaften neben meiner beruflichen Tätigkeit noch einige Jahre studiert habe - zu meinem Vergnügen, um die Wahrheit zu sagen. Dort konnte ich Fotogeschichten verfassen und Filme drehen, aus finanziellen Gründen vor allem kurze Filme: Super 8 Filme kosteten 24,50 DM pro 2,5 Minuten. Beide Formate wurden dann in den sogenannten „Rundgängen“ präsentiert, in denen die Studierenden ihre Ergebnisse ausstellen.

 

Füllhorn: Du bist Lehrerin geworden?

 

Eva von Kleist: Die Arbeit mit anderen Menschen kann sehr viel Spaß machen, vor allem dann, wenn es gelingt, diese für ein gemeinsames Projekt zu begeistern. Das ließ sich besonders im Deutsch- und Literaturunterricht erreichen. Unvergesslich ist mir ein Auftritt einer achten Klasse im Kleinen Haus in Münster, anlässlich eines Wettbewerbs, mit einem von dieser Klasse verfassten Theaterstück. Die Aufregung aller Beteiligten vor dem Auftritt, die Erleichterung und das Glücks- und Gemeinschaftsgefühl danach, das alles lässt sich kaum in Worte fassen. 

 

Füllhorn: Damit bist Du aber nur halb beschrieben. Wir haben bei unserer letzten Redaktionssitzung, zu der Du nach Flerke auf Euern Bauernhof eingeladen hast, eine auch bodenständige Eva mit einer Leidenschaft für das Landleben kennengelernt.

 

Eva von Kleist: Aufgewachsen in einem städtischen Ambiente in Iserlohn, hatte ich seit meiner Jugend den Traum, wie viele junge Mädchen, vom eigenen Pferd, am liebsten in eigener Haltung. 1990 bot sich dann die Gelegenheit, einen Resthof in Flerke zu erwerben. Seitdem kann ich immer wieder feststellen, was mit der Umsetzung von Träumen so alles verbunden ist, mit allen Licht- und Schattenseiten. Sicherlich ist es großartig, die Früchte selbstgepflanzter Bäume zu genießen, die Fugen zwischen den verlegten Steinen ums Haus herum bringen aber auch eine Vielzahl von Pflanzen hervor, die da gerade nicht erwünscht sind. Insgesamt überwiegt jedoch das Positive. Das merke ich jedes Mal daran, wie sehr ich mich freue, nach einer Urlaubsfahrt wieder nach Hause zu kommen.

 

Füllhorn: Ein bewegtes, vielseitiges und unbeirrt zielstrebig verfolgtes Leben. Dazu passt ja auch Dein Umweg zum Füllhorn.

 

Eva von Kleist: Zum Füllhorn bin ich über meine Mitgliedschaft bei den BördeAutoren gekommen. Dort habe ich von Milla und von Dir erfahren, dass es in den wöchentlichen Redaktionssitzungen des Füllhorns eine Menge zu tun gibt, und so habe ich mich gleich mit einem kleinen Beitrag bei Euch vorgestellt. Ich wurde mit offenen Armen aufgenommen und darf sagen, dass mir die Zusammenarbeit außerordentlich viel Spaß macht, was sicherlich auch daran liegt, dass ihr, die Mitglieder der Redaktion des Füllhorns, selbst mit viel Energie und Tatkraft, kombiniert mit Gelassenheit und Erfahrung, dabei seid.

 

Füllhorn: Das Kompliment geben wir gerne zurück! Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit und sind neugierig, welche Art von Beiträgen wir von Dir in Zukunft erwarten dürfen.

 

Eva von Kleist: Ich auch! Wenn nicht gerade Kochrezepte verlangt werden, bin ich für vieles offen. Beispielsweise könnte die Ich-Erzählerin aus den 60er Jahren weiter zu Wort kommen, gerne würde ich auch Historisches und Fiktionales mischen, um nur einiges zu nennen. Ich denke, dass wir eine Menge Ideen in den gemeinsamen Sitzungen entwickeln werden, und lasse das in aller Ruhe auf mich zukommen.

 




 

 

Dagmar Schindler

 

Füllhorn: Deine Vorstellung als „neues“ Redaktionsmitglied, liebe Dagmar, ist nun schon zwei Jahre überfällig. Bei dem Kontaktmangel, der uns in der Redaktion schon sehr zusetzt, haben wir den richtigen Zeitpunkt einfach lange Zeit verpasst. Sicher auch, weil Du ja schon einige Jahre lang vor Deinem Eintritt in die Redaktion für das Füllhorn geschrieben hast. Da liegt als erste Frage nahe, wie Du überhaupt zum Schreiben gekommen bist?

 

Dagmar Schindler: Schon in meiner Berufstätigkeit als Lehrerin für Deutsch und Englisch hatte ich es immer mit Texten zu tun. Zum eigenständigen Verfassen von Gedichten und Texten fand ich erst nach der Pensionierung.

 

Füllhorn: Was fasziniert Dich daran besonders?

 

Dagmar Schindler: Ich finde es spannend, Gefühle, Erlebnisse und Erfahrungen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und in Worte zu fassen. Dabei wundere ich mich oft, welche Formen die Texte annehmen.

 

Füllhorn: Und wie hat es Dich zum Füllhorn verschlagen?

 

Dagmar Schindler: Vor drei Jahren hatte ich ja als Leserin des Füllhorns bereits damit begonnen, Beiträge dort einzureichen. Mein Eintritt in die Redaktion hat damit zu tun, dass ich bei den BördeAutoren 2019 auf Mitglieder traf, die auch für das Füllhorn schreiben. Auf ihre Erzählungen hin besuchte ich die Redaktion bei einer ihrer wöchentlichen Sitzungen, um mich über die Arbeit dort zu informieren und bin gewissermaßen dabei „hängen“ geblieben.

 

Füllhorn: Und was verbindet Dich mit Soest?

 

Dagmar Schindler: Es hat mich als Kieler Sprotte von Kiel (Kindheit und Jugend, Beginn des Studiums) über Marburg (weiteres Studium und Staatsexamen), Köln (Berufsausbildung, erste Lehrtätigkeiten, Familiengründung) 1983 in die Soester Börde verschlagen, wo ich seither gerne lebe.

 

Füllhorn: Hast Du weitere literarische Pläne und was können die Füllhornleser in künftigen Heften von Dir erwarten.

 

Dagmar Schindler: Außer meiner Mitarbeit am Füllhorn und anderen verschiedenen schreibinteressierten Kreisen gibt es derzeit keine konkreten Vorhaben. Ich lasse mich für meine Gedichte und kurzen Geschichten am liebsten „momentan inspirieren“.